Artikel aus dem Fränkischen Tag vom 21.06.2010, S. 10/Lokales
Tote Bäume und schöne Schrift
Ausstellung Hannelore Zeschky, Hartmut Klinge und Gerda Nachtrab
zeigen ihre Kunstwerke noch bis zum 4. Juli in den Forchheimer
Rathaushallen.
Alexander Hitschfel Forchheim „Bilder: Zeichnungen – Collagen – Kalligrafien“, so lautet der Titel der Gemeinschaftsausstellung, die noch bis zum 4. Juli in den Rathaushallen zu sehen ist. Am Freitag eröffnete Oberbürgermeister Franz Stumpf die Ausstellung.
Hannelore Zeschky, Hartmut Klinge und Gerda Nachtrab sind Künstler deren Exponate noch bis Anfang Juli in den Rathaushallen zu sehen sind. Mit Hannelore Zeschky stellt eine Künstlerin aus Eckental aus, die sich seit geraumer Zeit der Schönschrift „verschrieben“ hat. Seit 1999 besuchte die Künstlerin verschiedene nationale sowie internationale Kalligraphie-Kurse und Workshops, darunter bei renommierten Künstlern wie Klaus-Peter Schäffel (Buchmaler in Basel), oder Gaynor Goffe in Sutton/England. Im November 2008 folgte dann die erste Ausstellung von Hannelore Zeschky in der Nähe von Kaufbeuren. Was die Musik für die Ohren, ist die Kalligraphie für die Augen. Vorbei sind – im modernen Kommunikationszeitalter – die Zeiten in den in der Schule noch „Schönschreiben“ geübt wurde; gerade durch den Computer läuft die Schrift Gefahr, zu einem reinen Informationsmedium herabgestuft zu werden. Sowohl Hannelore Zeschky, als auch die zweite Künstlerin im Bunde, Gerda Nachtrab, verstehen es gekonnt Wörter ästhetisch in verschiedensten Schreibweisen, kombiniert mit Lebensweisheiten mit lustigen oder auch geistreichen Inhalten, kunstvoll interpretiert, zu Papier zu bringen. Die Nürnberger Künstlerin hat mit der Kalligrafie im Jahre 2001 im Bildungszentrum in Nürnberg begonnen und ist seitdem in die „Welt der Buchstaben“ eingetaucht. Seit 2003 hat sie verschiedene Kalligrafiekurse bei namhaften Kalligrafiekünstlern im In- und Ausland besucht. „Am Anfang steht bei der Entstehung eines solchen Werkes meistens der Text; danach folgt dann die Überlegung wie ich das Geschriebene darstellen kann“,erzählt Nachtrab Nachtrab ist wie Zeschky auch Mitglied der Schreibwerkstatt Klingspor in Offenbach, sowie im Kunst & Kulturkreis Egloffstein e.V.
Mit Hartmut Klinge aus Ebermannstadt stellt ein Künstler seine Werke aus, der einen Hang zum Extravaganten und Außergewöhnlichen hat. Der studierte Kunstpädagoge war von 1966 bis 1997 als Kunsterzieher und Fachbereichsleiter Kunst an verschiedenen Lehranstalten, sowie als Fachseminarleiter in der Lehrerausbildung und als Dozent in der Lehrerfortbildung eingesetzt. Seit 2005 lebt der gebürtige Duisburger in Ebermannstadt und war mit seinen Kunstwerken schon auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Die große Vielfalt an Zzeichen und Symbolen aus vorgeschichtlichen Zeiten haben Klinge inspiriert und fasziniert. Seine mythischen Werke sieht er als Bilder und Gleichnisse für die Welt und ihrer Lebenszusammenhänge. Dem Betrachter erschließen sich die Bilder von Klinge als geheimnisvolle Welt der Mythen und Rituale, wobei letztere nur im Bild angedeutet werden. Verschlüsselte Botschaft Aber auch die anderen Kunstwerke von Klinge rufen beim Betrachter Erstaunen hervor. So entpuppt sich das Bild „verschlüsselte Botschaft“ als eine collage von Dutzenden von Schlüsseln, die Klinge im Laufe seines bisherigen Lebens zusammen gesammelt hat. „Vieles ist verschlossen,“die Schlüsselsammlung soll hier öffnen“. Aber auch mit seinen anderen Bildern geht Klinge konträre beziehungsweise extravagante Wege. So malt Klinge mit Vorliebe auch „tote Bäume“, kombiniert mit „dunklen Szenarien“ wie beispielsweise Gewitter. Seine Bilder sind skurril und unterhaltsam zugleich. „Schöne Bäume malen kann schließlich jeder“, sagt Klinge.
Die Exponate sind noch bis 4. Juli zu den Öffnungszeiten der Rathaushallen zu sehen: Dienstag bis Freitag, 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, sowie Samstag und Sonntag von 10 bis 13 Uhr
Artikel von Dr. Carolin Herrmann vom 23.11.12, Kunstverein Coburg
300 Werke im Coburger Kunstverein
Fast 300 Werke von 156 Künstlern bieten bei der Jahresausstellung 2012
des Coburger Kunstvereines einen vielfältigen und qualitativ hohen Querschnitt
modernen Kunstschaffen.
Hartmut Klinge,Wasserstelle. Buchobjekt,
diverse Materialien
Sie ist ja immer ein Spaziergang durch tausend Welten, die Jahresausstellung des
Coburger Kunstvereines. Heute wird sie eröffnet. Wie stets ist die Vielfalt an
Themen, Stilen, Techniken breit und weit, die Qualität der fast 300 gezeigten
Werke von 156 Künstlern meist hoch. Überraschende An- und Einsichten sind wieder
viele zu finden.
Es gibt Visionäres und Traditionelles, Satirisches und sehr ernst Genommenes,
ein zur Wasserstelle gewordenes Buch (Hartmut Klinge, Ebermannstadt),
weichgezeichnete Aktfotografien und Abstraktes, Damen-Handtaschen aus Edelstahl
von Arnold Bauer (Erfurt), vertraute Situationen aus der Re gion wie die in ihrer
aufgesplitteten Farbgebung sehr fremd gewordene Scheune in Heubisch von Joachim
Nusser (Sonneberg), oder die sehr befremdlichen, gestutzten Bäume im Grabfeld von
Burkhard Pfister (Rentwertshausen), märchenhafte Türme und ihre Erbauer in der
Vergangenheit (Adelheid Mächold, Weimar), Mutanten in Holz von (Karl Schnell,
Wendelstein), aber auch das ungemein beeindruckende Gesicht der "Elsbeth" des Seßlacher
Bildhauers Wolfgang Schott, das so konkret nah wie erhaben fern wirkt in seiner
monumental anmutenden Größe.
Der Bayreuther Maler Wieland Prechtl enthebt erst Recht mit seinen raumfüllenden
dreiteiligen Bergen in Nebel. Beunruhigendes zum Nachdenken hat Ulrich Köditz
(Weitramsdorf) mit seinem fast fotografisch anmutenden Ölbild "Verlangen.Sehnsucht.
Tod.Tabu" beigesteuert, im weiteren Titel "Another man's face", das irritierende
Selbstporträt in verweisender Gestik, doppelt, die eine Seite auf den Kopf gestellt
mit stürzender Krähe, zudem noch lapidar ausgestrichen.
Thematisch einigermaßen sortiert haben die Ausstellung wieder Studenten der Hochschule
Coburg. Eröffnung am Samstag, 24. November, 16 Uhr. Katalog 8 Euro. Bis 16. Dezember.
Blechtrommler der Szene
An "Der Spiegel" (Leserbriefredaktion), Nr. 24/2012, Thema: Der Künstler Jonathan Meese im SPIEGEL-Gespräch
Bei der vergeblichen Suche nach erfassbaren Gesprächsinhalten des Künstlers erinnere ich mich spontan an die vielen Interviews mit formal und inhaltlich denkgestörten Psychiatriepatienten mit imponierenden Ich-Störungen, halluzinatorischen Realitätsverkennungen und ausgeprägtem Größenwahn. Die gestelzte Arroganz des provozierenden Auftritts, die sinnfremden Neologismen, das naiv verschrobene Bild "Mensch, Mensch" und der Text des Manifests spiegeln beeindruckend kranke Denkstrukturen.
Siegfried Wagner, Ratzeburg (Schl.-Holst.)
Da Meese sich offensichtlich nicht weiterentwickeln möchte oder kann, hat er gute Chancen, weiterhin der Blechtrommler der Kunstszene zu sein und sich dem Erwachsenwerden zu verschließen. Ich würde mich freuen, Jonathan, wenn du aus den Windeln rauskommst und diesen ganzen verquasten DiktaturderkunstIdeologiePhilosophieadolfquatsch hinter dir lassen würdest und zeigen würdest, was du wirklich kannst. Ansätze sind da. Nur Mut!
Jens Wollenhaupt, Klein Veltheim (Nieders.)
Das Kind Meese schreit permanent "hier bin ich, beachtet mich!", das ist alles. Ja, Jonathan, nicht mehr traurig sein, auch der SPIEGEL beachtet Sie, und seine Leser werden mit Ihrem Unsinn belästigt.
Thomas Heinze, Wien
Nach der Lektüre bedurfte es einer längeren Erholungspause, während derer wir zu Ihren Gunsten zu der Ansicht gelangt sind, dass es sich um eine Satire handeln muss. Neben dem unsäglichen Dilettantismus seines Werks versucht Meese nun auch noch, sich mit pseudointellektuellem Auswurf in den Kreis der Geistesgrößen einzuschleimen, die sich vor ihm seit Jahren jedenfalls erfolgreicher mit dem Kunstbegriff abgeplagt haben.
Hartmut Klinge, Elmar Berner, Gräfenberg
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe - bitte mit Anschrift und Telefonnummer - gekürzt und auch elektronisch zu veröffentlichen.
....Hartmut Klinge, auch er gehörte dem mittlerweile aufgelösten Egloffsteiner Künstlerkreis an, hat sich jetzt auf 3-D-Ansichten spezialisiert, nachdem er vor Jahren noch mit archaischer Kreide und Bildern in Mischtechnik mit erdenen Farben, die sich in der Gestaltung und Formgebung vor allem mit mythischen Zeichen und Symbolen früherer Kulturen befassen, experimentiert hat...
Reinhard Löwisch: "Große Kunst in Egloffstein" / Ausstellungs-Rezension 17.11.2013
Vom Kunsterzieher zum Kunstverzierer
Der Künstler Hartmut Klinge nutzte den Weltbuchtag, um seine humorvollen Buchobjekte vorzustellen.Wenn Hartmut Klinge seine Kunstwerke präsentiert, erzählt er zu jedem Buchobjekt eine kleine Geschichte. Und berichtet auch über die Herstellungsweise. Diese Werke werden so gestaltet, gefaltet und bearbeitet, dass sie kaum als herkömmliche Bücher zu erkennen sind. Auch kunstvoll gestaltete Klappkarten, die beim Öffnen Figuren entfalten, stellt Klinge aus.
Volles Haus
"Die Ideen kommen einem einfach so. Und dann sitz ich manchmal etliche Stunden an einem Projekt", erzählt der Künstler. Ganze Tage sei er oft in seinen Kellerräumen und arbeite, widerspricht seine Frau Brigitte. "Ich muss aufpassen, dass mein Mann sich mit seinem Arbeitsmaterial nicht zu sehr in unserem Haus ausbreitet", sagt sie lachend.
"Ausgefallene Buchobjekte" heißt der Titel der Ausstellung, die seit gestern in der Buchbinderei Schrüfer zu sehen ist. Die Grundkenntnisse über Materialien und Buchbinderei hat Klinge bei einem VHS-Kurs erworben, den Sonja Schrüfer in ihrer Buchbinderei regelmäßig anbietet.
"Die Teilnehmer bringen hierzu ihre eigenen Bücher mit und lernen wie man einen neuen Einband herstellt und das Buch überzieht", erzählt die Buchbinderin. Sie habe zwar die Maschinen, um selbst solche Arbeiten herzustellen, aber "einfach keine Zeit". Und für die komplizierten Falttechniken fehle ihr die Logik, gesteht Sonja Schrüfer lachend.
Liebe zum Humor
Hartmut Klinge, der Kunsterzieher an verschiedenen Schulen war, hat schon immer mit Papier gearbeitet. Er male aber auch, entwerfe Kollagen und versuche sich in der Kartonplastik.
Wenn er gerade nicht Bücher zu Kunstwerken umgestaltet, liest er diese aber auch. Besonders "Humorliteratur" möge er gerne.
Und diese Liebe zum Humor wird auch in seinen Werken deutlich. Wortwörtlich nahm er den Titel des Buches "Mal wieder ein Buch öffnen" und brachte am Rücken einen Dosenöffner an. Sein "Buch im Buch" ist genauso wörtlich zu nehmen. Schlägt man das Buch auf, das eher einer Schachtel gleicht, liegen darin vier Buchstaben, die zusammen das Wort "Buch" ergeben.
Hartmut Klinge hat seine Buchobjekte schon drei Mal in einer Ebermannstadter Buchhandlung ausgestellt. Für Sonja Schrüfer dagegen ist es die erste derartige Veranstaltung in ihren Räumen. "Ich finde Herr Klinges Werke genial. Und noch dazu passen sie sehr gut zur Buchbinderei."
Noch bis 30. April kann man die einfallsreichen und oft doppeldeutigen Werke des Künstlers bei Sonja Schrüfer im Rosengässchen bestaunen und auch erwerben.
Aus: infranken.de. Text/Foto: Sophia Schelhorn, 23.4.2014